EINFÜHRUNG
Ernte, wenn sich die Pflanzen auf dem Höhepunkt der Reife befinden. Der richtige Erntezeitpunkt ist entscheidend. Das Zeitfenster für den Reifehöhepunkt steht ungefähr 5–7 Tage offen. Die meisten Grower maniküren ihre Buds, bevor sie
langsam und gleichmäßig getrocknet werden, sodass das gesamte THC erhalten bleibt. Nach dem Trocknen müssen die Buds noch etwas fermentieren bzw. veredelt werden, sodass sich Aroma und Geschmack voll entwickeln können. Wie bei einem edlen Wein verbessert die Fermentierung bzw. Alterung Geschmack und Duft der Blüten. Sobald die Buds fermentiert sind, wird durch optimale Lagerung sichergestellt, dass sie ihre Qualität bewahren.
Vor der Ernte
Der intensive, durchdringende Duft von Marihuana ist zur Erntezeit oftmals problematisch. Um den Geruch zu minimieren, sorge für eine gute Belüftung in den Räumen, in denen die Erntearbeiten und die Trocknung durchgeführt werden, sodass die Gerüche sich nicht festsetzen können. Halte die Räume kühl, unter 21 °C, sodass die in den Cannabisblüten enthaltenen ätherischen Öle nur sehr wenig Aroma freisetzen. Ein Air Conditioner ist gut geeignet, um den Geruch in geschlossenen Räumen minimal zu halten. Ein Aktivkohlefilter entfernt die Gerüche im Trocknungs- bzw. Ernteverarbeitungsraum und transportiert die verbrauchte Luft ab. Gieße die Pflanzen mit klarem Wasser oder Clearing Solution, um überschüssiges Düngesalz in den Blättern und in der Erde zu entfernen. In den letzten 7–14 Tagen vor der Ernte sollte man den Pflanzen nur klares Wasser geben. Achte darauf, dass 10–20 % des Wassers wieder unten aus dem Topf herausfließt. Clearing Solution entfernt Düngerrückstände schneller, man wendet sie in den letzten Tagen vor der Ernte an.
Bei rezirkulierenden Hydro-Systemen solltest Du 7–10 Tage vor der Ernte nur noch mit klarem Wasser gießen, keine Düngelösung mehr verwenden. Fahre bis zur Ernte damit fort, das Reservoir mit frischem, klarem Wasser aufzufüllen, oder verwende unter Beachtung der Anleitung eine Clearing Solution. Unmittelbar vor der Ernte solltest Du die Pflanzen 48 Stunden lang vollständiger Dunkelheit aussetzen – dadurch wird der Harzbesatz der Buds noch weiter gesteigert.
Wie man erkennt, dass Dünger das Aroma beeinträchtigt:
- Die Blattspitzen und -ränder sind verbrannt
- Die Blätter sind zur Erntezeit spröde und brüchig
- Die Buds knistern beim Rauchen
- Die Buds schmecken nach Chemie
- Die Buds schmecken nach Dünger
An den letzten 1–2 Tagen vor der Ernte solltest Du die Pflanzen nicht mehr gießen, sodass sie bei der Ernte bereits einen geringen Feuchtigkeitsgehalt aufweisen. Lasse die Erde antrocknen, aber nicht so stark, dass die Pflanzen welken.
Die Ernte
Nach der Ernte kommt das Pflanzenwachstum und die THC-Produktion zum Erliegen. Der THC-Gehalt kann jetzt nicht mehr nachträglich gesteigert werden, er kann nur noch sinken. Halte den THC-Abbau so gering wie möglich, indem Du die geernteten Buds im Dunkeln trocknest und hohe Temperaturen über 24 °C, Quetschung, Reibung und eine feuchte Umgebung vermeidest. Das psychoaktive THC (Tetrahydrocannabinol) befindet sich in den Blättern, Blüten und gestielten Harzdrüsen (Trichome). Der Hauptanteil an THC befindet sich bei weiblichen (Sinsemilla-) Pflanzen in den Harzdrüsen, mit denen die Buds besetzt sind. Die gestielten Harzdrüsen sehen aus wie kleine Säulen mit einer Kugel obendrauf. Solche Trichome entwickeln sich hauptsächlich an den Blüten und kleinen Blütenblättern. Das THC ist am stärksten an der Stelle konzentriert, an der der Drüsenstiel auf die Harzkugel trifft. Große Blätter weiblicher Pflanzen wie z. B. dieser „Yumboldt“ und männlicher Pflanzen weisen weniger Harzdrüsen und psychoaktives THC auf. Der minimale THC-Gehalt von Stängeln und Wurzeln ist eigentlich nicht der Rede wert. Männliche Pflanzen, Stängel und große Blätter haben einen vergleichsweise geringen THC-Anteil, können aber zur Produktion von Haschisch verwendet werden.
Blätter ernten
Entferne die großen Blätter, solange die Pflanzen noch im Boden stecken. Knicke das Blatt mitsamt Stiel nach unten ab oder schneide es ab. Generell kann man sagen, dass sobald die großen Blätter voll ausgewachsen sind, sich ihr THC-Gehalt auf dem Höhepunkt befindet. Die kleinen Blütenblätter an den Buds produzieren Harz, bis die Reife erreicht ist. Ihr THC-Höhepunkt hält an, solange die Blätter noch grün und gesund sind. Gelbe oder kranke Blätter sollten entfernt werden. Wirf die Blätter in eine Papiertüte, nicht in eine Plastiktüte. Papiertüten atmen gut und können verschlossen werden, indem man das obere Ende einfaltet. Stelle die Papiertüte in einen Schrank oder einen Raum mit 45–55 % Luftfeuchtigkeit und 18–24 °C Raumtemperatur. Greife ein oder zweimal täglich in die Tüte und wende die Blätter, sodass sich die feuchten Blätter mit bereits trockeneren vermischen. Nach 5–7 Tagen werden sich die Blätter trocken anfühlen. Sobald sie vollständig getrocknet sind, packt man sie in das Gefrierfach, um sie für die Produktion von Haschisch vorzubereiten.
Männliche Pflanzen ernten
Ernte die männlichen Pflanzen, bevor sie ihren Pollen ausschütten. Die meisten Grower entfernen die Männchen aus dem Garten, sobald sie die ersten Vorblüten sehen, gegen Ende der vegetativen Wachstumsphase. Männliche Blüten produzieren gut sichtbare Pollensäcke mit fruchtbarem Pollen zwei bis vier Wochen nachdem die Tag/Nacht-Photoperiode auf 12 Stunden Licht umgestellt wurde. Stülpe eine Plastiktüte über jede zu entfernende männliche Pflanze, die akut Pollen ausschütten könnte, bevor Du ihren Stamm direkt über dem Boden abschneidest. Berühre und schüttel die Pflanze so wenig wie möglich, um die Pollenfreisetzung zu minimieren. Lies das Buch “Marihuana Drinnen & draußen: Die Anbau-Bibel für medizinische CannabisGrower”, um umfassende Informationen zur Sortenzüchtung zu erhalten.
Die Sinsemilla-Ernte
Je nach Sorte können Sinsemillapflanzen in der Regel 6–12 Wochen nach Umstellung der Fotoperiode auf 12/12-Stunden-Tag/Nacht geerntet werden. Führe die Ernte zu dem Zeitpunkt durch, an dem sich die THC-Produktion auf dem Höhepunkt befindet, und nicht erst, wenn sie über den Zenit hinaus ist. Meistens können Pflanzen, die die gesamte Kultur über die gleiche Lichtmenge erhalten haben, gleichzeitig geerntet werden. Buds aus dem unteren Pflanzenbereich, die weniger Licht erhalten, benötigen oft einige Tage mehr, um auszureifen. Indica- und Indica-dominante Sorten sind allgemein nach 6–8 Wochen Blüte reif. Sativa- und Sativa-dominante Sorten brauchen in der Regel 8–12 Wochen. Zu oft kommt es vor, dass Grower zu früh ernten, weil sie es nicht mehr abwarten können.
Um den Reifegrad zu testen, schneide ein kleines Stück eines reifenden Buds ab. Trockne die Probe in der Mikrowelle oder einem gewöhnlichen Ofen. Stelle die Mikrowelle auf niedrige Temperatur und lasse sie in 10 Sekunden-Intervallen laufen, bis die Probe trocken genug geworden ist. Dann testest Du die Probe in einer Purpfeife. Das Aroma wird wegen der Express-Trocknung rau und kratzig sein, aber von der Potenz der Probe wirst Du einen verlässlichen Eindruck bekommen.
Zu früh! Dieser Bud ist noch etliche Wochen von der Ernte entfernt. Warte mindestens sechs Wochen, bevor Du die Buds auf ihren Reifegrad hin testest. Viele Grower ernten kleine, leichtgewichtige Buds bereits, bevor das THC sein volles Potenzial entwickelt hat.
Frühe Ernte Dieser Bud ist noch einige Wochen von der Ernte entfernt. Die intakten, weißen fluffigen Narben wachsen noch und das Harz ist dabei, sich in großen Mengen anzureichern. Nach einigen Wochen wird dieser Bud vor Harz nur so strotzen. Wenn man diesen Bud jetzt schon ernten würde, wird sein Gewicht um 30% geringer sein als zur Zeit der Vollreife.
Wenn man sie etwas früher erntet, enthalten reine Sativa oder sativadominante Pflanzen geringere Cannabinoid-Konzentrationen, das High wirkt dann noch beflü-gelnder, noch schwebender im Kopf. Reine Indica- und Indica- dominante Sorten, die etwas früher geerntet werden, bewirken meist ein nicht ganz so intensives körper- betontes High.
Der Reifehöhepunkt
Die Harzdrüsenbildung verlangsamt sich. Die vorhandenen Trichome degenerieren schneller als sich neue entwickeln. Die THC-Produktion ist auf dem Höhepunkt. Nun ist die beste Zeit zum Ernten gekommen. Schreite zur Ernte, wenn sich der THC-Level auf dem Höhepunkt befindet, maximale Potenz liefert. Diese Makro-Aufnahme von Trichomen zeigt, wie sie zur Reifezeit aussehen sollten.
Späte Ernte
Die Trichome degenerieren inzwischen immer schneller. Wenn Du ein körperbetontes, mehr stoned machendes High bevorzugen solltest, dann ernte erst später.
Die weißen Narben verfärben sich im Verlaufe des Reifungsprozesses der Blüte bräunlich-rot. Bei einigen Sorten wird der Potenzhöhepunkt bereits erreicht, wenn die Hälfte der Narben noch weiß und die andere braun, verwelkt ist. Die Narbenverfärbung ist aber nur eines der Kriterien zur Bestimmung des Potenzhöhepunkts.
Wer ein körperbetontes High, einen sog. „Body-Stone”, möchte, sollte nach dem Reifehöhepunkt ernten, weil der CBD-Level dann höher ist im Verhältnis zum THC. Indica-, Afghani-, Indica-dominante und Afghani-dominante Sorten, die später geerntet werden, produzieren dann einen noch schwereren Body Stone, der Dich an die Couch fesseln wird. Sativa- und Sativa-dominante Sorten, die erst nach dem Reife- bzw. Potenzhöhepunkt geerntet werden, weisen dann oft auch eine gewisse Körpernote auf.
Sieh Dir die gestielten Trichome an, jene mit einer Harzkugel oben auf dem Stiel. Es entwickeln sich klare bis halb durchscheinende harzige Trichome. Immer mehr dieser wohlgeformten Trichome bilden sich, während die Pflanze auf den Potenzhöhepunkt zusteuert. Ernte, wenn sich die Harzdrüsen erkennbar langsamer neu bilden als die alten degenerieren. Die Stiele und Harzkugeln beginnen, ihre Form zu verlieren, wenn sie degenerieren. Die Harzdrüsen können aber auch durch ungeschicktes Hantieren wie z. B. Quetschungen deformiert werden. Solchermaßen beschädigte Harzdrüsen sollten nicht mit jenen verwechselt werden, die auf natürliche Weise mit dem Zerfall begonnen haben.
Oftmals wechseln die Harzdrüsen einer Sorte ihre Farbe und verfallen nach und nach, während die Pflanzen heranreifen. Die Trichome sind erst klar, dann halb durchscheinend bis milchig, bevor sie bernsteinfarben werden. Es verändern aber nicht alle Harzdrüsen gleichzeitig ihre Farbe. Die präziseste Methode zur Bestimmung des Potenzhöhepunkts besteht darin, sich die Harzdrüsen auf den Pflanzen mit einem Mikroskop mit 10-bis 50-facher Vergrößerung anzusehen. Mein favorisiertes Gerät ist ein Taschenmikroskop mit 30-facher Vergrößerung und Batteriebetrieb. Damit lassen sich jeden Tag viele Buds auf ihren Reifegrad hin prüfen. Die haarähnlichen Zystolithen enthalten kein THC. Man kann sie mit bloßem Auge erkennen. Du findest diese schützenden Zystolithenhärchen oben und unten auf den Blättern, Stängeln und Buds. Sie setzen Substanzen frei, die Schädlinge abwehren und das Blattwerk vor Krankheiten schützen.