EINFÜHRUNG
Cannabis ist eine von Natur aus einjährige Pflanze, die Samen produziert, um ihren Lebenszyklus erfolgreich abzuschließen. Es ist eine zweihäusige Pflanze, sie kann entweder männlich (Pollen produzierend) oder weiblich (Blütenkelche und Samen produzierend) sein. Es gibt jedoch mitunter auch Zwitter-Pflanzen (Hermaphroditen), die sowohl männliche als auch weibliche Blüten aufweisen. In der Natur blüht Cannabis im Herbst, nach den langen Sommertagen. Die langen Nächte und kurzen Tage des Herbsts veranlassen die Hanfpflanze, in Blüte zu gehen.
Das Wachstumsmuster und die Biochemie der Pflanze ändern sich während der Blüte: Die Stängel strecken sich, die Blätter bilden nach und nach weniger Blattfinger aus, die Cannabinoid-Produktion verlangsamt sich zunächst, dann wird sie beschleunigt; die Blütenbildung geht zunächst schnell vonstatten, dann verringert sich das Tempo. Auch die Nährstoffbedürfnisse der Pflanze ändern sich mit dem Wechsel von der Wachstums- zur Blütephase. Die Pflanze konzentriert sich nun auf die Blütenproduktion, der vegetative Impuls tritt in den Hintergrund. Das grüne Blattwachstum, für das viel Stickstoff benötigt wird, verlangsamt sich. Die Phosphor- und Kali-Aufnahme der Pflanze erhöht sich, damit viele Blüten gebildet werden können. Kurz vor der Blütephase wechseln Grower zu einem „Super-Blüte“-Dünger mit weniger Stickstoff und mehr Phosphor und Kali. Bevor Du zur Anwendung des Blütedüngers übergehst, spüle die Erde zwei oder drei Tage vor dem Düngerwechsel mit klarem Wasser. Wenn ihre Blüten nach der Bestäubung voll von reifen Samen sind, beginnen die weiblichen Pflanzen abzusterben, da sie ihren Lebenszyklus vollendet haben. Die männlichen Pflanzen vollenden ihren Lebenszyklus und sterben ab, nachdem sie ihren gesamten Pollen produziert und im Winde verstreut haben, auf der Suche nach empfangsbereiten weiblichen Blütennarben. Indoors wird die Blüte eingeleitet, indem man den Pflanzen mehr Stunden vollständiger Dunkelheit und weniger Lichtstunden gibt. Wenn Du den Pflanzen zwölf Stunden ununterbrochene Dunkelheit und zwölf Lichtstunden gibst, werden sie innerhalb von zwei Wochen oder weniger die ersten Blüteanzeichen zeigen. Diese Fotoperiode funktioniert im Prinzip mit allen Sorten, außer bei sehr lang blühenden reinen Sativa-Sorten.
Wenn man den Pflanzen einen Dünger mit wenig Stickstoff und viel Phosphor und Kali verabreicht, vergilben die älteren, großen Blätter im Verlaufe der Blüte. Solche Dünger bewirken, dass die Blüten anschwellen und dabei sehr harzig werden. Die Wasseraufnahme blühender Pflanzen ist in der Regel etwas geringer als in der vegetativen Phase. Eine bedarfsgerechte Wässerung in der Blüte ist wichtig für die Pflanzen und sorgt dafür, dass ihre Biochemie und Harzproduktion optimal verläuft. Wenn man die Pflanzen durch Wasserknappheit stresst, führt dies dazu, dass sie gehemmt wachsen und am Ende weniger Ertrag abwerfen. Durch eine 12/12 Tag/Nacht-Photoperiode werden Cannabispflanzen dazu veranlasst, ihr männliches oder weibliches Geschlecht zu offenbaren. Sobald das Geschlecht der Pflanzen feststeht, werden die männlichen Pflanzen in der Regel entfernt, bevor sie ihren Pollen ausschütten können, wodurch die weiblichen Pflanzen zu Höchstleistungen in Sachen Blütenertrag auflaufen können. Sobald man die Fotoperiode auf Blüte umgestellt hat, stresst es die Pflanzen, wenn man sie wieder zurückstellt oder Unregelmäßigkeiten auftreten. Wenn sie viel Stress erleiden müssen, erhöht sich das Risiko einer Zwitterbildung.
Die männliche Blüte
Bei einer 12/12 Tag/Nacht-Photoperiode blühen und reifen männliche Pflanzen ein bis zwei Wochen eher als die weiblichen. Die männlichen Pflanzen benötigen aber nicht unbedingt eine 12/12 Tag/
Nacht-Photoperiode, um in Blüte zu gehen und Pollen zu bilden. Manche männliche Pflanzen blühen auch bei längeren Tagen und kürzeren Nächten gut, aber die Blütenproduktion fällt
dann im Allgemeinen geringer aus. Sobald sich männliche Blüten formiert haben, wird der Pollen schnell gebildet und kann innerhalb sehr kurzer Zeit freigesetzt werden. Gefährlich: Es gibt immer einen Pollensack, der sich besonders früh öffnet und Pollen freisetzt, oftmals innerhalb von 24 Stunden oder weniger! Um Probleme bei der Bestäubung zu vermeiden, entferne die männlichen Pflanzen, sobald Du sie erkannt hast. Wenn Du die männlichen Pflanzen weiter kultivieren willst, tue dies stets in einem separaten Raum, um eine Bestäubung der weiblichen Pflanzen unmöglich zu machen. Diese männliche Pflanze wurde bis zur Reife kultiviert, sie schüttet viel Pollen aus. Wenn Du Dich dazu entscheidest, männliche Pflanzen ausreifen zu lassen, um mit ihrem Pollen ausgewählte weibliche Pflanzen bestäuben zu lassen, stelle auch hier sicher, dass die Pflanzen in zwei getrennten Räumen stehen, damit nur die ausgewählten weiblichen Pflanzen gezielt bestäubt werden können.
Die weibliche Blüte
Die weiblichen Pflanzen sind wegen ihrer intensiven Harzproduktion, ihres hohen THC-Gehaltes und ihres hohen Blütenertrages begehrt. Ideale weibliche Indoor-Pflanzen haben eine k kompakte, buschige Struktur und dicht aufeinander folgende Zweige am Stamm, sowie dichtes Blattwerk. Bei den meisten Sorten zeigen sich die ersten Anzeichen der Blüte innerhalb von ein bis drei Wochen nach Einleitung der Blüte mittels einer 12-stündigen Fotoperiode.
Die ersten weiblichen Blüten entstehen nahe der Haupttriebspitze, danach entwickeln sich nach und nach auf allen Zweigen Blüten, zuerst an der Triebspitze, dann sich weiter nach unten fortsetzend. Eine weibliche Blüte hat zwei 6–12 mm lange flaumige weiße Blütennarben, die zusammen eine V-Form bilden. Dieses Narbenpaar entspringt aus einem hellgrünen Blütenkelch (Calyx), der eine Eizelle beinhaltet. Die narbenbesetzten Blütenkelche bilden entlang des Zweigs dichte Blütentrauben. Eine solche große Ansammlung weiblicher Blüten wird auch Cola genannt. Die Blütenmasse bildet sich in den ersten vier bis fünf Blütewochen noch sehr schnell, danach verlangsamt sich ihr Wachstum. Die Blüten legen dann primär dadurch an Gewicht zu, dass sie in den letzten zwei bis drei Blütewochen stark anschwellen. Reine Sativa-Sorten wie z. B. Thai-Pflanzen können vier Monate oder sogar länger blühen! Sobald viele Eizellen mit männlichem Pollen befruchtet worden sind, verlangsamen sich Blütenbildung und Harzproduktion stark, stattdessen legt die Pflanze ihre Kraft nun in die Samenbildung.
Sinsemilla-Blüte
Der Begriff „Sinsemilla“ wurde aus den spanischen Wörtern „sin“ = ohne und “semilla“ = Samen gebildet. Sinsemilla-Blüte bedeutet, dass die weibliche Blüte vonstattengeht, ohne dass es zur Bestäubung kommt. Die begehrten Sinsemilla-Buds sind der potenteste Teil einer jeden Cannabis-Sorte, sie weisen einen sehr hohen THC-Gehalt pro Bud auf. Wenn sich die weibliche Blüte auf dem Höhepunkt befindet, schwellen auch die Blütennarben an. Nach einiger Zeit verändern sie ihre Farbe, meistens von weiß nach bernsteinfarben, manchmal auch rötlich-braun. Sinsemilla-Buds sind pure, samenlose Rauchware! Unbestäubte weibliche Pflanzen blühen, bis die Vollreife erreicht ist, dann kommen Blüten- und Harzbildung zum Erliegen – in der Regel sechs bis zehn Wochen nach Reduzierung der Fotoperiode auf 12 Stunden Licht. Während der sechs- bis zehnwöchigen Blütezeit bilden sich mehr und mehr anschwellende Blütenkelche und vereinigen sich entlang der Zweige zu großen Colas. Solche Sinsemilla-Pflanzen haben natürlich einen deutlich höheren Ertrag und eine höhere Potenzials bestäubte, versamte weibliche Blütenstände. Stelle sicher, dass bei allen Pflanzen eine Sinsemilla-Blüte erreicht wird, indem Du die männlichen Pflanzen aus dem Bestand entfernst, sobald Du sie identifiziert hast. Dadurch wird garantiert, dass kein Pollen an die weiblichen Narben gelangt, beachte aber, dass stets einige wenige männliche Blüten besonders früh damit beginnen, ihren Pollen zu verstreuen. Mitunter kommen leicht zwittrige Pflanzen im Bestand vor, die einige wenige männliche Blüten auf ansonsten weiblichen Buds aufweisen. Außerdem kann theoretisch von außen Pollen von landwirtschaftlichen Hanffeldern oder privaten Growern über die Luft an Deine Pflanzen gelangen.
Zwittrige (hermaphroditische Blüten)
Gegen Ende der weiblichen Blüte kommt es manchmal zur Bildung einzelner männlicher Blüten in den Buds, bei leicht zwittrigen Pflanzen oft aber auch schon früher. Pflanzen, die den Blütehöhepunkt bereits überschritten haben, sind meist anfällig für die Bildung leicht zwittriger Blüten. Zudem verhält es sich so, dass manche Sorten mehr zur Zwitterbildung neigen als andere.