Stecklinge und Mutterpflanzen

EINFÜHRUNG

Stecklinge zu machen, ist für die meisten Grower die effizienteste und produktivste Methode der Cannabis-Vermehrung. Ein Steckling ist eine Triebspitze, die von einer weiblichen Cannabis-Mutterpflanze geschnitten, bewurzelt und eingepflanzt wird. Sobald ein Steckling ein starkes Wurzelwerk gebildet hat und 15–45 cm hoch ist, kann er in die Blüte geschickt werden. Eine Stecklingskultur kann bereits nach ungefähr drei Monaten geerntet werden. Wenn man mit Samen beginnt, kann es dagegen vier bis fünf Monate dauern, bis die Pflanzen erntereif sind. Und wenn Du keine feminisierten Samen (siehe Kapitel 3 „Samen“) verwendest, werden ungefähr die Hälfte der Pflanzen unerwünschte Männchen sein. Stecklinge kann man nicht per Post beziehen. Du musst sie selbst produzieren oder von einem befreundeten Grower beziehen.

Gut beleuchtete, starke Stecklinge wachsen schnell und sind weniger durch Schädlings- und Krankheits- befall gefährdet. Schnellwach- sende Stecklinge entwickeln sich schneller als Spinnmilben sich vermehren können. Die Chancen stehen gut, dass wenn ein Spinnmilbenbefall bemerkt und entsprechend behandelt wird, die Pflanzen dann nur noch wenige Wochen von der Ernte entfernt sind. Kleine Stecklinge lassen sich auch leicht in ein Akarizid (milbentötendes Mittel) tauchen.

Mutterpflanzen

Eine jede Pflanze kann kloniert werden, unabhängig von ihrem Alter oder der jeweiligen Wachstumsphase. Nimm die Stecklinge von Mutterpflanzen, die mindestens zwei Monate alt sind. Pflanzen, die man kloniert, bevor sie zwei Monate alt sind, entwickeln sich unter Umständen ungleichmäßig und wachsen nur langsam. Stecklinge, die von blühenden Pflanzen geschnitten werden, bewurzeln meist schnell, benötigen aber einen Monat oder länger, bis sie vollständig in die vegetative Phase zurückgekehrt sind. Solchermaßen verjüngte Stecklinge gehen mitunter vorzeitig in Blüte und ihre Buds sind anfälliger für Schädlinge und Krankheiten.

Halte Dir stets mehrere Mutterpflanzen, damit Du über eine beständige Stecklingsquelle verfügst. Man sollte jedes Jahr neue Mutterpflanzen vom Samen aus aufziehen. Gib den Mutterpflanzen 18–24 Stunden tägliches Licht, um schnelles Wachstum zu gewährleisten. Um optimale Resultate zu erzielen, verabreiche den Müttern ungefähr zehn Prozent weniger Stickstoff, denn weniger Stickstoff sorgt für eine bessere Stecklingsbewurzelung. Eine weibliche Pflanze, die kloniert wird, produziert auch 100 % weibliche Stecklinge, die allesamt mit der Mutterpflanze genetisch identisch sind. Wenn man sie unter exakt den gleichen Bedingungen kultiviert wie die Mutterpflanze, werden die Stecklinge auch genauso aussehen wie ihre Mutter. Wenn man diese Stecklinge jedoch in einer anderen Umgebung, in anderen Grow-Räumen, kultiviert, sehen sie oftmals verschieden aus.

So geht’s: Stecklinge machen

Stecklinge durchlaufen eine enorme Veränderung, wenn sie sich von einer abgetrennten Triebspitze in eine bewurzelte Pflanze verwandeln, ihre gesamte Biochemie verändert sich. Der Stängel, der zuvor Blätter hervorgebracht hat, muss nun Wurzeln bilden, um zu überleben. Stecklinge sind am verletzlichsten, wenn sie von der Mutterpflanze geschnitten und zum Wurzeln gebracht werden.
Während sie wurzeln, benötigen die Stecklinge ein Minimum an Stickstoff und einen erhöhten Phosphor-Level, damit die Bewurzelung gut vonstattengeht. Vermeide es, die Stecklinge während der Bewurzelung mit Pflanzenschutzmitteln o. A. zu besprühen, weil dies den Pflanzen Stress bereiten würde. Mit etwas Basis-Wissen und ein wenig Erfahrung kannst Du eine beständige 100%ige Überlebensrate Deiner Stecklinge erreichen. Große Stecklinge mit großen Stängeln brauchen länger zum Wurzeln als kleine Stecklinge mit kleinen Stängeln, zudem sind sie anfälliger für Krankheiten. Kleine Stecklinge mit dünnen Stängeln und wenig Blatt bewurzeln schneller als große, blattreiche Stecklinge, weil anfangs noch keine Wurzeln vorhanden sind, die Wasser aufnehmen und es den Blättern zur Verfügung stellen können. Für eine zur Bewurzelung ausreichende Energieversorgung wird nur wenig Blattsubstanz benötigt. Einige Stecklinge werden womöglich zu welken anfangen, sollten aber nach einigen Tagen wieder voll im Saft stehen. Ältere Blätter verfärben sich hellgrün, das Wachstum verlangsamt sich, weil der Stickstoff zur Bildung von Kohlenhydraten verwendet wird. Der Kohlenhydrat- und Wurzelhormongehalt von älteren Trieben aus dem unteren Bereich der Pflanze ist am höchsten. Ein fester Stängel, der sich beim Herunterbinden gut biegen lässt, ist ein gutes Zeichen für einen hohen Kohlenhydratgehalt. Stelle stets sicher, dass sich in dem Bewurzelungsmedium reichlich Luft befindet, damit die Wurzelbildung gefördert wird. Gib den Stecklingen nicht zu viel Wasser, sondern halte das Bewurzelungsmedium gleichmäßig feucht, es darf nicht voll durchtränkt sein. Jede Art von Stress hemmt die Hormonbildung und verlangsamt das Wachstum.
Desinfiziere alle Werkzeuge und Arbeitsoberflächen, um Bakterien, Pilze, Viren und andere Krankheitserreger zu eliminieren. Benutze eine scharfe Schere oder Rasierklinge, die Du zuvor in Alkohol, Essig oder einem Bleichmittel (5-10%ige Lösung) desinfiziert hast. Wasche vor dem gesamten Arbeitsgang gründlich Deine Hände. Bevor Du mit der Stecklingsprozedur beginnst, solltest Du das gesamte Zubehör parat haben. Sorge dafür, dass Du das gesamte Stecklingszubehör – Bewurzelungswürfel, Hormone, Klinge oder Schere, Mini-Gewächshaus, etc. – in Griffweite hast.

Bewurzelungssubstrate

Setze die geschnittenen Stecklinge in Steinwolle bzw. Jiffy-Pots (Torf) Bewurzelungswürfel oder ein feines erdeloses Substrat. Würfel sind einfach zu handhaben und leicht zu transportieren. Manche Grower berichten, dass Steinwollwürfel zu nass werden, um damit Stecklinge zu produzieren, andere wiederum lieben sie. Du kannst auch kleine Töpfe oder Anzucht-Trays verwenden, die mit grobkörnigem, gewaschenem Sand, feinem Vermiculit, einem erdelosen Mix, oder, wenn nichts anderes verfügbar ist, mit feiner Topferde befüllt werden. Gieße das Steinwoll-Tray mit Wasser an, pH-Wert 5–6. Das Substrat muss eine gute Drainage haben, damit auch bei starker Wässerung keine Staunässe entsteht.

Bewurzelungshormone

Bewurzelungshormone fördern die Wurzelbildung und sind in flüssiger Form, als Gel oder als Pulver erhältlich. Verwende ausschließlich Produkte, die als gesundheitsverträglich ausgewiesen sind, und achte dabei auf das Verfallsdatum. Sobald die Stecklinge geschnitten wurden, werden in der Pflanze Bewurzelungshormone ausgeschüttet und zu der Wunde transportiert, nach einer Woche haben sie dort ihre volle Konzentration erreicht. Künstliche Bewurzelungshormone überbrücken die Zeit, bis die pflanzeneigenen Hormone voll verfügbar sind. Verwende ein Bewurzelungspräparat, das Indolbuttersäure (IBA) enthält, immer nur einmal. Wenn man das Mittel zu hoch konzentriert oder zu lange anwendet, behindert es die Wurzelbildung.

Stecklinge bewurzeln am besten und stärksten bei:

  • Einer Lichtperiode von 18-von 18 bis 2424 Stunden mit fluoreszierenden Leuchten. Hänge die Leuchten 5–15 cm hoch über den Stecklingen auf.
  • Einer Substrattemperatur von 27 °C und einer um ca. 2 °C niedrigeren Umgebungstemperatur. Stelle die Stecklinge auf eine Heizmatte oder ein Heizkabel, damit eine ideale und konstante Bewurzelungstemperatur gewährleistet ist.
  • Einer Luftfeuchte von 95 bis 100 % in den ersten zwei Tagen, die im Verlaufe der nächsten sieben Tage dann nach und nach auf 85 % reduziert wird. Stelle die Stecklinge in einem Mini-Gewächshaus oder unter einem Feuchtigkeitszelt aus Folie auf. Nebel die Stecklinge mit Wasser ein, um die Wasserverdunstung der Blätter zu kompensieren und das Blattwerk zu kühlen. Ein Nebelgerät im Grow-Raum stellt sicher, dass die Luftfeuchtigkeit beständig über 95%95 % liegt.
  • Ziehe die Stecklinge nicht aus dem Substrat, um nachzusehen, ob sie schon bewurzelt sind. Die Wurzeln sollten innerhalb von ein bis drei Wochen aus dem Bewurzelungsmedium herausgewachsen und sichtbar sein.
  • Gib Stecklingen oder Sämlingen in den ersten ein bis zwei Wachstumswochen keinen Dünger.

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